Sanierung Dorfgefängnis

Seit 2003 wurden Überlegungen laut, das ehemalige Daorfgefängnis in der Langenbogenener Straße 15 zu sanieren. Dem Verfall preisgegeben bietet es ein erschreckendes Bild. Das Gebäude, so bescheinigt es der Landeskonservator, ist ein „selten überliefertes Zeugnis eines Dorfgefängnisses und der Sozialfürsorge für Obdachlose“. Es werde in die Denkmalliste Sachsen Anhalts aufgenommen.

Bestärkt durch so viel Interesse, sogar von Landesseite, setzte der Heimatverein mit viel Unterstützung ehrenamtlicher Helfer, der Gemeinde und Freunden alles daran, dieses historisch wertvolle Gebäude in seiner Grundstruktur zu erhalten und trotzdem umfassend zu sanieren. Viele fleißige Hände waren notwendig, um das Gefängnis aus dem Dornröschenschlaf zu erwecken.

 

Doch wie so vieles im Leben, beginnt auch ein solches Projekt mit der Planung. Bereits zu Beginn gab es Projektskizzen, so Paul Reinhardt. Nach ersten Schätzungen würden die Bauarbeiten 50.000€ in Anspruch nehmen. So viel Geld hat der Heimatverein natürlich nicht mal eben rumliegen. So hieß es erstmal Spenden sammeln um die benötigte Summe aufzutreiben. Mitglieder des Vereins gingen im warsten Sinne des Wortes „Klinken putzen“ um Sponsoren zu gewinnen. Ein Teil wurde aus den Mitgliedsbeiträgen finanziert. Auch die Gemeinde machte ihre Kasse auf und unterstützte mit Mitteln aus der Dorferneuerung das Vorhaben.

Zwei kleine Räume, die links neben dem Zellentrakt liegen, wurden als Armenhaus genutzt. Zukünftig soll hier die Heimatstube mit einem kleinen Museum  mit dem Titel „Wansleben – einst ein reiches Bauerndorf“ eingerichtet werden.

Oberste Priorität hat jedoch die Erneuerung des Daches. Durch Undichtheiten konnte ungehindert Wasser in das Gebäude eindringen und beschädigte nachhaltig die darunterliegende Bausubstanz. Nach der Ausschreibung bekam die Firma „Steffen Bunzel GmbH“ den Zuschlag für den Dachausbau. Dabei wurde der Dachstuhl ausgebessert, die Eindeckung erneuert und die neue Dachrinne angebracht.

die neue Ansicht überzeugt.

Natürlich war die Sanierung mit einem neuen Dach noch nicht erledigt, aber der Grundstein für den nun bald beginnenden Innenausbau wurde gelegt. Fenster und Türen wurden neu angefertigt und die Fassade am gesamten Objekt neu gestaltet. An dieser Stelle nochmals unseren Dank an die „Tischlerei Manfred Orban & Söhne“ für die Herstellung und den Einbau der Fenster und Außentüren, sowie der „Höhl Bau GmbH“ für die Erneuerung der Fassade.

H.-D. Albert und P. Kloß bei den ersten Arbeiten

Nach Abschluß der Außenarbeiten stand nun der Innenausbau auf dem Programm. Alte Wandbeschichtungen wurden entfernt, Risse verspachtelt und größere Fehlstellen neu verputzt. Zum Schluss kamen mehrere hundert Arbeitsstunden zusammen. Nicht immer traf der Zustand, mehr Stunden auf der Baustelle zu verbringen als zu Hause, auf Gegenliebe in dn eigenen vier Wänden. Mitunter war es nötig den ins Wanken geratenen Familienfrieden wieder herzustellen. Am Ende ist auch das gelungen.

Nico Heidenreich bei einem der vielen Transporte

Wo was abgerissen wird, bleibt Bauschutt übrig. Diesen fachgerecht zu entsorgen und für Nachschub bei benötigten Baumaterialien wie Schotter und Beton zu sorgen, hat sich Nico Heidenreich auf die Fahne geschrieben.Mit seinem Bauunternehmen übernahm er kostenfrei die Aufgaben und war damit eine sehr große Hilfe während der Bauzeit.

Vor allem war es im Innenbereich nötig einen stabilen und planebenen Untergrund herzustellen. Mehrere Ladungen von Fertigbeton wurden in kurzer Zeit mit Schubkarren in den Räumen verteilt und entsprechend  verarbeitet.

H.- D. Albert und T. Seeman brachten die fertige Betonmischung ins Haus

R. Proß fertigte daraus einen stabilen und planebenen Fußboden

Damit weder die Heimatstube noch die Besucher des zukünftig sanierten Hauses im Dunkeln sitzen, muss natürlich auch die Elektroinstallation grundlegend Erneuert werden. Vom Hausanschluß bis zur letzten Lampe unterstützte uns als großzüger Sponsor Elektromeister R.Stolze. Er stellte alles benötigte Meterial zur Verfügung und half wo immer er konnte. Auch wenn es nichts mit Strom zu tun hatte.

S. Stolze vor einem seiner Transporter

P. Andre´ beim verdrahten des Sicherungskastens

Mit geübter Hand führt P. Andre´ die Kabel dahin, wo sie auch hingehören. An dieser Stelle ist Fachwissen unbedingt erforderlich. Arbeiten an elektrischen Anlagen sollten immer von einem Fachmann erledigt werden! Schließlich soll am Ende alles sicher sein und lange ohne Störungen funktionieren. Vielen Dank dafür!

Nicht nur Wände und Fußboden brauchten eine Schönheitskur. Auch die Decke hatte es mehr als nötig. Den geringsten Aufwand, so entschied man, hat man mit einer Zwischendecke aus Gipskarton. Er ist schnell und einfach zu verarbeiten. Nach dem Verschrauben der einzelnen Platten und dem Verspachteln der Fugen, musste „nur noch“ Raufasertapete an die Decke geklebt werden.

T. Hammer beim Tapezieren der neuen Decken

Wer das schonmal in den eigenen vier Wänden versucht hat weiß, die Tücke liegt im Detail. Um so mehr freuten wir uns über die tatkräftige Unterstützung vom Fachmann T. Hammer, der sein Können und Wissen kostenfrei mit einbrachte.

Das fertige Ergebnis

G. Wetzel an seiner Hobelbank

Der Boden ist mittlerweile gut durchgetrocknet und so kann mit dem Innenausbau weiter gemacht werden. Aus historischen Quellen versuchte man nachzuvollziehen, wie die Zellen damals eingerichtet waren. Ergebnis: bis auf eine Pritzsche und einen Hocker war nichts weiter vorhanden.
G.Wetzel übernahm kostenfrei mit viel Geschick und überwiegend in Handarbeit den originalgetreuen Nachbau der Pritzschen. Gefertigt aus Verpackungsholz von Kältemaschienen zieren diese nun das Innenleben der Zellen.

Doch was ist die beste Zelle ohne Gitter? Richtig… NICHTS. Zum Glück gab es Schützenhilfe aus Amsdorf. S.Willenberg stellte uns für eine Spendenquittung seine Werkstatt und das Material zur Herstellung der Zellentüren zur Verfügung.

Ausbrechen unmöglich – die neuen Türen sind sicher

S. Willenberg beim Arbeiten an der Ständerbohrmaschiene

Der Innanausbau ist abgeschlossen aber die Arbeit noch nicht beendet. Die neuentstandene Heimatstube und das Gefängnis mit Leben zu erfüllen, war die Aufgabe vom „Chefhistoriker“ P.Reinhardt. Er zeichnete sich für die inhaltliche Gestaltung des Objektes verantwortlich.

P. Reinhardt beim vorbereiten der Bilderrahmen

das Anbringen der Bilderrahmen

Unzählige Bilderrahmen mussten befüllt und in die richtige Reihenfolge gebracht werden. Das war eine Mamutaufgabe. Fast jedes Dokument musste bearbeitet und teilweise aufbereitet werden, um es der Öffentlichkeit präsentieren zu können. So entstand ein chronologisch geordentes Stück Zeitgeschichte.

Als Kennzeichen des Abschlusses  der Sanierung, wurde an der Giebelseite des Gebäudes ein Transparent angebracht. Diese denkwürdige Aufgabe durften die beiden „Neulinge“ erledigen.

Stolz wird das neue Transparent präsentiert

die beiden Neulinge beim Anbringen des Transprents

Als letzter Punkt stand, so ist es notwendig, die Funktionsprobe des Gebäudes auf dem Programm. Bürgermeister t. Schiemann, ein großer Förderer und Unterstützer des Projektes, ließ sich mit dem Vereinsvorsitzenden in der neuen Zelle einschließen und testete die Ausbruchsicherheit, während andere die Notdurftanstalt unter die Lupe nahmen.

ob sie jemals wieder rauskamen?

Test bestanden!

ES IST VOLLBRACHT. Nach mehreren Monaten schweißtreibender Arbeit und vielen Diskussionen und Abstimmungen, wurde mit viel Unterstützung von freiwilligen die Sanierung des „historischen Dorfgefängnisses“ abgeschlossen! Mit der feierlichen Übergabe das Schlüssels, war das bisher größte Projekt des „Heimatvereins Wansleben“ auch offiziell beendet.

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